hula honeys 2014
der sechzehnte und somit neueste release der hulas kam am freitag heraus, und zwar auf tape. das klingt ungewohnt und exotisch, geht aber wunderschön auf, da jen reimer und max stein zwei je 14-minütige stücke darbieten und damit ein 30-minuten tape perfekt füllen. ansonsten muss dem medium wohl nicht allzu viel beachtung geschenkt werden, denn auch in digitaler form klingt die mischung aus ambient, noise und field recordings überzeugend genug, um nicht auf eine fast schon altertümliche abspielmethode angewiesen zu sein.
jen reimer und max stein machen musik, die wahrscheinlich live erlebt werden muss, damit sie ihre volle wirkung entfaltet. der bezug zum aufnahmeraum und das spiel mit der ihm eigenen akkustik fällt aufmerksamen zuhörern relativ schnell auf und ist auch erklärtermassen ein wichtiges mittel ihrer künstlerischen arbeit. da wir diesen raum jedoch nicht kennen und mit hoher wahrscheinlichkeit auch nie betreten werden, bleibt uns nichts anderes übrig, als uns auf die musik zu konzentrieren und von ihr diese räume im kopf kreieren zu lassen. dies gelingt in diesem fall überraschend gut, da die künstler überaus umsichtig und sorgfältig mit ihrem material umgehen. langsam werden fäden gesponnen und verknüpft, flächen werden bedächtig über- und ineinander gewoben, lassen verschiedene klangfarben mal aufscheinen, mal verschwinden. umgebungsgeräusche vermitteln einen bezug zur dimension, in dem diese kleinen wunder entstehen und eine kleine weile schillern, um sich nach einer knappen viertelstunde wieder in luft aufzulösen.
beim ersten track handelt es sich bei dieser dimension um die mãe d’água, eine alte zisterne in lissabon. die prozessierten klänge werden durch den grossen, vornehmlich harten raum gebrochen und verhallt, das wasser tropft und reagiert mit vibrationswellen auf der oberfläche und der nachhall grosser geschichte schwebt noch immer im halbdunkel unter der hohen decke. ganz anders die zweite dimension, ein alter industriekamin in island. hoch und schmal, gegen oben offen und völlig dem wetter ausgesetzt entsteht hier eine viel stärker den naturgewalten ausgesetzte klanglandschaft als in dem abgeschlossenen, unterirdischen raum in lissabon. die geräusche sind roher, gewaltiger und dissonanter, die klänge dagegen fast schon ätherisch, sie setzen sich kaum gegen die naturelemente durch und ersaufen somit bald wieder in wind und wetter.
01. lisboa
02. skagaströnd