-ous 2015
marcel gschwend alias bit-tuner ist ein vielbeschäftigter mann und experimenten nicht abgeneigt. von einmaligen, improvisierten live-vertonungen animierter gifs am fantoche und gefühlt zehnjährigen residentverpflichtungen im helsinki (immer am letzten dienstag des monats) über sein engagement als bassist bei stahlberger bis hin zu athmosphärischen, drones, beats und field recordings verwebenden touralben und auftritten reicht die spannweite seiner musikalischen tätigkeit in den letzten jahren. dass dabei stupende beherrschung seines equipments und ein ausserordentlich breites soundspektrum zu einem ganz eigenen, von mächtigen beats und dreckigen bässen geprägten sound fusioniert haben, ist ein erfreuliches ergebnis.
-ous dagegen ist ein neues label, in aller stille ausgebrütet von den hula honeys und nun geschlüpft, um sich im spannungsfeld elektronischer musik und avant-garde-pop einen platz zu erkämpfen. bit-tuner, der schon auf dem ersten hula-release vertreten war, lanciert mit seinem unterdessen fünften studioalbum hiermit den start. geplant sind weitere veröffentlichungen von iokoi und feldermelder – auch von ihnen sind auf hula honeys schöne platten links und rechts des dancefloors erschienen.
mit ‚a bit of light‘ kehrt bit-tuner jedoch in das zentrum des tanzbodens zurück, den er seit der ‚brutal funk‚ ep 2013 auf luana eigentlich nur noch live bespielt hat. um so mehr wird die energie und der spass hörbar, der bei der produktion dieser platte freigesetzt wurde und fast sofort auf den zuhörer überspringt. ist das intro noch eine majestätisch-erwartungsfrohe synthhymne, so folgen gleich darauf knochentrockene beats im hiphop-tempo. und beats bleiben es: in der ersten hälfte noch mit angezogener handbremse, aber brodelnder, düster flackernder energie: dubstep hallt nach, aber auch boom-bap-beats und düstere formen aktueller bassmusic. mit ‚twin crystal‘ wird die bandbreite des albums jedoch das erste mal erahnbar: in ein harmlos glitzernden intro drückt sich ein wummernder hooverbass im gleichschritt mit einem gnadenlosen drückenden 4/4-beat und bahnt sich seinen kompromisslosen weg.
auch danach gibt es wieder ruhigere momente, die stimmung heizt sich jedoch ab ‚in the small hours‘ spürbar auf und findet mit ‚wirewalker‘, ‚low church‘ und vor allem ‚megalith‘ zu gefährlich explosiven höhepunkten. hier wird klar, was mit ‚a bit of light‘ angedeutet wird: eine wahrhaft düstere und latent gewaltbereite grundstimmung wird immer wieder von gleissend hellen synthstrahlen und kleinen melodielichtern ergänzt und aufgehellt, jedoch nie ausgeblendet. denn: wo nur ein ‚bit of light‘ existiert, ist die dunkelheit noch immer vorherrschend.
bit-tuner beweist mit diesem werk, dass er die tanzbaren formen der elektronischen musik noch immer ziemlich locker auf dem ärmel schütteln und dabei eine menge spass haben und auch verbreiten kann. nachprüfen kann man dies ab dem heutigen tag, indem man sich das werk am besten gleich kauft, z.b. auf bandcamp. möchte man noch ein bier dazu und den künstler live erleben, dann empfiehlt sich der release-apéro im basler plattfon am 09.12..