unhold – here is the blood

czar of bullets 2018

schon seit 2001 begleitet die berner unhold eine immer grösser werdende fangemeinde durch die höhen und tiefen ihrer musikalischen entwicklung und stellten sich dabei immer wieder der aufgabe, ihre eigensinnige mischung von postmetal, hardcore, doom und noiserock zu vertiefen und auch immer wieder vor publikum zu testen. diese erfahrung und gleichzeitige bereitschaft, sich neu zu erfinden, macht dieses album zu einer herausragenden veröffentlichung im unüberblickbaren meer der täglich erscheinenden musik.


der einstieg erfolgt ungestresst und voller ruhe. die band lässt sich zeit, das wird im verlauf der nächsten rund 50 minuten immer wieder deutlich. bass und gitarre ergänzen sphärische klänge und stimmen zu glitzernden soundwolken, die sich im laufe der einzelnen stücke zu komplexen klangmauern verdichten oder gleich mit dem dampfhammer zu hochenergetischem schwermetall verdichtet werden. dabei geht weder diese ganz eigene, strahlende wärme dieser band verloren, noch werden struktur und komposition vernachlässigt – im gegenteil, gerade in den düsteren und schmerzerfüllten ecken dieses albums zeigen sich schönheit und komplexität in wunderbar schillernden schichtungen verschiedener sounds und rhythmen. deeper in kann hier stellvertretend für das ganze album genannt werden: klare, durchs echo vervielfältigte klänge werden von miriam wolfs unverbraucht wirkender stimme innert sekunden emotional aufgeladen, bis schlagzeug, bass und distortion mit aller macht den geschützen raum überfallen und sich in komplexen, überraschenden harmonien und strukturen entfalten, wieder zusammen- und zurückziehen, nur um sich kurz darauf wieder um stimmen und melodie zu scharen und dem stück die benötigte, bis zu diesem zeitpunkt kaum nicht vermisste richtung und klarheit zu geben.

überhaupt sind melodien auf diesem album ein unglaublich wichtiges und tragendes element geworden, sei es als stützendes rückgrat eines songs, sei es als wichtiger farbgeber in nachtschwarzer düsterkeit und härte. dass unhold sich dessen so ungehemmt und vorbehaltslos bedienen, dabei jedoch keine kompromisse eingehen, hebt dieses album noch weiter über den durchschnitt hinaus, als es durch seine musikalischen und textlichen qualitäten sowieso schon herausragt – und macht unhold und ihre musik auch interessant für menschen, die mit metal und artverwandtem nicht viel anfangen können. dass dies auch live gilt und die genannten qualitäten auf der bühne funktionieren und vielleicht sogar noch direkter und physischer herüberkommen, davon kann man sich in den nächsten wochen schweizweit in verschiedenen einschlägigen locations überzeugen.

29.11.18 – sherlock club, meiringen
30.11.18 – dachstock, bern (1 song)
21.12.18 – gaswerk, winterhur
22.12.18 – dachstock, bern
05.01.19 – sedel, luzern
22.01.19 – rote fabrik, zürich
09.02.19 – kiff, aarau
15.02.19 – cafe mokka, thun
16.02.19 – muzak, porrentruy
02.03.19 – schüxenhaus, ins

www.unholdmusic.ch
www.unhold.bandcamp.com
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www.czarofcrickets.com
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autisti – autisti

hummus records / czar of revelations 2017

dies ist die erste czar of revelations-platte, über die hier geschrieben wird, und obwohl es sich um ein tochter- oder parallel-label von czar of crickets handelt, spürt man schnell, dass auch hier frederyk rotters musikalische weltsicht ihren einfluss geltend macht. selten habe ich ein rock-label mit einer so klaren und trotzdem hochgradig wandelbaren soundphilosophie kennengelernt, und selten waren auch die dazugehörigen releases von einer so hohen und durchgängigen qualität, dass sie sich problemlos in den labelkanon einfügen und trotzdem eigenständig wirken.

auch autistis debutalbum darf sich hier voller selbstbewusstsein dazuzählen. die band wurde von tausendsassa louis jucker und emilie zoé, die sonst mit eigener band unterwegs ist, gegründet und wird ergänzt durch steven doutaz. die ungewohnt basslose besetzung mit zwei gitarren und drums wird nur manchmal mit einer alten heimorgel aufgepeppt und resultiert in einem unglaublich direkten, ziemlich rohen sound und lässt die 8 songs in 33 minuten wie aus einem guss klingen. dieser besteht aus bluesig psychedelischen riffs, einem donnerndem schlagzeug und den – zwischen lethargisch und genervt oszillierenden – stimmen der beiden gitaristen und sänger. der spass an der sache ist allen beteiligten sofort anzumerken und überträgt sich auch gleich bei mit den ersten hauruckriffs ungefiltert auf den zuhörer. die ziemlich lärmige, dreckig wirkende tonqualität lässt ihn sich direkt vor der bühne wähnen, und dieser eindruck bleibt über die gesamte halbe stunde unvermindert erhalten.

nicht immer geht es dabei so zügig zur sache wie im ersten track ‚the dower‘ oder ‚you felons!‘, es gibt auch hypnotisch intime momente in ‚curb‘ und schlurfende abgründigkeit mit ’no anchor‘. ‚l’altro mondo‘ zieht zuerst mit repetitivem vorwärtsstampfen in seinen bann und löst sich irgendwann in wabernden noisewellen auf, während ‚peaches for planes‘ mit herzzerreissenden melodien psychedelische bilder malt. immer wieder wird man an die sympatische schusseligkeit von sonic youth und die lo-fi-ästhetik von guided by voices errinnert, aber autisti schaffen es locker, ihrer musik eine ganz eigene dringlichkeit und berechtigung zu verschaffen und wirken dabei nicht so, als würden ihnen schon bald die ideen ausgehen.

das album ist am 14. april erschienen (vinylversion hier) und die tournee läuft noch, die verbleibenden daten weiter unten.

louisjucker.ch/autisti
louisjucker.ch
emiliezoe.com

 

28.04.17 – Delémont, S.A.S.
16.05.17 – Karlsruhe, P8
17.05.17 – Chemnitz, AC17
19.05.17 – Neuchâtel, Case-à-Choc
20.05.17 – Sion, Point11
21.05.17 – Bienne, Le Salopard
22.05.17 – Freiburg-Im-Brisgau, Slow Club
04.06.17 – Düdingen – BAD BONN KILBI
17.06.17 – Neuchâtel, Festi’Neuch
18.06.17 – Dijon, La Vapeur